„Bunter als die Polizei erlaubt…“
In der prall gefüllten Aula der Hochschule der Polizei auf dem ehemaligen Militärgelände versammelte sich am vergangenen Montagabend der Nachwuchs der Polizei, um sich dem Thema „Teilhabe behinderter Menschen am Leben der Gesellschaft“ zu widmen und die Handlungssicherheit für behinderte Menschen und Polizistinnen und Polizisten im Umgang miteinander zu verbessern.
Schon seit den Morgenstunden beschäftigte man sich in unterschiedlichen Workshops und Aktionen mit Fragen und Antworten rund um das Thema „Menschen mit Behinderung und Polizei“. Ein Highlight der Veranstaltung war die feierliche Eröffnung der Ausstellung zum Kalender „Behinderte Menschen malen“, dessen 136 ausgewählte Werke nun für 3 Wochen in der Mensa der Studierenden ausgestellt werden.
Der Leiter der Hochschule, Leitender Polizeidirektor Friedel Durben, erläuterte in seinen einführenden Worten, dass die Inhalte der bestehenden Zielvereinbarung und des Aktionsplanes „Behinderte Menschen und Polizei – Vertrauen, Transparenz und Sicherheit" durch vielfältige Maßnahmen gesichert und gefördert werden sollen. Die Hochschule freue sich sehr, erstmalig der Gastgeber für diese wundervollen künstlerischen Leistungen zu sein, und mit jedem einzelnen Bild werde ein kleiner Beitrag geleistet, das Bewusstsein der Polizeianwärterinnen und -anwärter im Umgang mit behinderten Menschen zu fördern und das von seiner Hochschule angebotene kompetenzorientierte Studium in ein praktisches „Doing“ umzusetzen. Seine Rede endete mit dem Zitat des ehemaligen Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker "Was wir zu lernen haben, ist so schwer und doch so einfach und klar: Es ist normal, verschieden zu sein."
Vorbehalte abbauen und „Normalität“ im Sinne der UN-Behindertenrechtskonvention zu leben, diese Leitsätze nannte der Landesbehindertenbeauftragte Matthias Rösch in seinen Grußworten. Er betonte dabei, dass sich das Denken der Menschen weiter verändern müsse, so dass man bei behinderten Menschen nicht mehr zuerst an Defizite, sondern an den Menschen mit seinen besonderen Fähigkeiten und Fertigkeiten denke. An jedem ausgestellten Bild könne man dies erkennen und deshalb sitze man heute Abend hier in der Hochschule der Polizei auf dem Hahn, diese Haltung im Bewusstsein der Menschen weiter voran zu bringen.
Präsident Werner Keggenhoff brachte mit der Bemerkung „ …. diese Ausstellung ist bunter als die Polizei erlaubt…“ die Zuhörerinnen und Zuhörer zum Schmunzeln. Er wandte sich gegen jedes Schwarz-Weiß-Denken und betonte, dass es nicht die behinderten Menschen gibt, sondern dass jeder behinderte Mensch eine eigenständige Persönlichkeit mit ihren Fähigkeiten und Schwierigkeiten ist.
Die 136 ausgestellten Bilder dieser Ausstellung würden einen kleinen Einblick in die Persönlichkeiten geben und Eindrücke von den Künstlerinnen und Künstlern mit Behinderungen und ihren individuellen Begabungen vermitteln. Es sei spannend, die Bilder vor diesem Hintergrund zu sehen und daraus zu erkennen, welche Gedanken und Gefühle die Menschen in diesen Werken ausdrücken.
„Behinderte Menschen sind spannende Leute, alle sind ganz unterschiedlich und haben was zu erzählen“, das sehe man an der Vielfalt der Motive und der Farbenpracht. Viel Spaß beim späteren Betrachten wünschte Präsident Keggenhoff.
Im Anschluss daran betrachteten sich die mehreren Hundert anwesenden Studentinnen und Studenten und das übrige Publikum sehr aufmerksam die ausgestellten Werke. Bei dem einen oder anderen war an diesem Abend schon zu erkennen, dass sich doch ein wenig die Blickrichtung auf dieses wichtige Thema verändern kann…
Die schöne Veranstaltung endete mit einem anschließenden Kabarettabend des Kabarettisten Rainer Schmidt, der sein Programm "Däumchen drehen - keine Hände, keine Langeweile" präsentierte. Der Künstler wurde selbst ohne Unterarme und mit verkürztem rechtem Oberschenkel geboren. Den Polizeistudierenden gab er den Rat: "Geben Sie zu, wenn Sie an ihre Grenzen stoßen. Lassen sie sich unterstützen."
Mit den Schlussworten: "Ein Mensch ohne Macke ist Kacke!", verabschiedete er sich unter tosendem Applaus.