Ziel des Trainings war es, die Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu befähigen, „Stolpersteine“ in der Kommunikation mit arabisch islamischen Familien, die aus kulturellen Differenzen resultieren, frühzeitig zu erkennen, Missverständnisse aufzulösen und Konfliktpotenzial zu entschärfen, so dass sich die Verständigung einvernehmlicher und die Arbeitsprozesse reibungsloser gestalten.
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer brachten viele Fragen mit. Wie funktioniert das Gesundheitswesen in den Herkunftsländern? Wieso kommen die Familien nicht zum vereinbarten Termin? Warum werden Absprachen manchmal nicht eingehalten? Warum spricht häufig nur der Vater mit mir? Wie kommt das Gefühl zustande, dass das, was ich gesagt habe, nicht wirklich angekommen ist, obwohl ich es klar und deutlich formuliert habe?
Dr. Mirjam Schneider, Islamwissenschaftlerin, Journalistin und Trainerin für interkulturelle Kompetenz ist es gelungen, die Fragen aufzugreifen und den Teilnehmerinnen und Teilnehmern „Kultursensible“ Themenfelder im Gesundheitswesen nahezubringen.
Schnell wurde deutlich, dass es nicht nur Sprachbarrieren sind, die die Kommunikation mit Familien eines anderen kulturellen Hintergrundes erschweren. So ist z.B. die Vorstellung von Prävention und gesundheitsförderndem Verhalten, dem Sitz der Gefühle und der Rolle des Arztes nicht deckungsgleich. Das Verständnis für Gesundheitsvorsorge in Deutschland kann bei anderen Kulturen nicht vorausgesetzt, sondern muss gut erklärt und kultursensibel vermittelt werden. Im Gegensatz zum westlichen Konzept von dem „Arzt als Partner“ gibt es das arabisch islamische Konzept vom „Arzt als Heiler“.
Gemeinsam mit Frau Dr. Schneider entwickelte der Teilnehmerkreis hilfreiche Strategien für eine gelungene interkulturelle Kommunikation im Gesundheitswesen. Sie erarbeiteten, wie man dem Gegenüber aus einem anderen Kulturkreis Wertschätzung und Respekt entgegenbringt, warum man möglichst auf Kinder als Dolmetscher verzichtet und welchen Stellenwert es im arabisch islamischen Kulturkreis hat, wenn man sich Zeit nimmt.
Anhand von Fallbeispielen wurde vermittelt, dass Beratung gut über persönliche Kontakte funktioniert und wie hilfreich es ist, auf Netzwerke von z.B. Betreuungsverbänden, ehrenamtlich Engagierten, Hebammen, Erzieherinnen oder Lehrkräfte vor Ort zurückzugreifen. Um die interkulturelle Öffnung voranzutreiben, ist es sinnvoll verstärkt auf medizinisches Personal mit Migrationshintergrund und Personal mit interkultureller Kompetenz zu setzen.
Eine der Teilnehmerinnen meinte zum Schluss, „meine Kommunikation mit Migranten werde ich überdenken und ändern. Wenn ich das alles schon vorher gewusst hätte, wäre mir manches Fettnäpfchen erspart geblieben.“
Alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren sich einig, dass sich der Tag für ihre Arbeit vor Ort gelohnt hat und dass auf „Stolpersteine“ in der Kommunikation mit arabisch islamischen Familien frühzeitiger reagiert werden kann.