Viele Betroffene aus dem Ahrtal und der Region Trier haben sich in den letzten zwei Jahren an den Opferbeauftragten gewandt. Von dem Jungen, der sich den Wiederaufbau seines Spielplatzes wünschte, bis zum Hausbesitzer, der von der fehlenden Kooperation seines Stromanbieters berichtete – die Anliegen, die an den Opferbeauftragten herangetragen werden, sind vielfältig. Einige Hilfesuchende schilderten Probleme im Austausch mit der ISB und der dortigen Antragsbearbeitung. Andere beklagen den Verlust einer Bushaltestelle, die vor der Flut Mobilität garantierte. Bei vielen Anliegen konnten Hilfe geleistet und Lösungen gefunden werden. Während die Zahl an eingehenden Anfragen weiterhin gleich hoch bleibt, werden die individuellen Problemfälle der Betroffenen zunehmend komplexer. Gleichzeitig gehe den Betroffenen vieles immer noch zu langsam, sagt der Opferbeauftragte. Er wünscht sich von allen Beteiligten mehr Tempo bei der Unterstützung der Flutbetroffenen.
„Die Menschen vor Ort stehen vor immer neuen und komplizierteren Problemen. Hinzu kommt die persönliche Verarbeitung des Erlebten, die für die Meisten noch lange nicht abgeschlossen ist“, erklärt der Opferbeauftragte. Er begrüße, dass gemeinsam mit der Kassenärztlichen Vereinigung mittlerweile 10 Sonderbedarfszulassungen für Psychologische Psychotherapie und 4 Sonderbedarfszulassungen für Kinder- und Jugendpsychotherapie ermöglicht und somit weitere dringend benötigte Therapieplätze geschaffen werden konnten.
Zur Vermittlung von Traumatherapieplätzen ist die Matching-Hotline 0800 5758767 weiterhin für Hilfesuchende erreichbar. Diese wurde unmittelbar nach der Flut in Kooperation mit der Landespsychotherapeutenkammer eingerichtet. Bisher konnten allein über diese Hotline 218 Menschen erfolgreich vermittelt werden. Für ein direktes Gespräch mit in Krisensituationen erfahrenen Psychologinnen und Psychologen des Zentrums für Trauma- und Konfliktmanagement (ZTK) in Köln besteht zudem nach wie vor das Angebot des Opferbeauftragten zur Akutversorgung über die kostenlose Hotline 0800 0010218. Hier gingen seit der Flut 1.510 Anrufe ein. Aktuell gibt es immer noch durchschnittlich 4 bis 6 Anrufe und telefonische Beratungsgespräche pro Woche.
Ein langfristiges, niedrigschwelliges Angebot zur psychosozialen Hilfestellung bietet der Opferbeauftragte der Landesregierung gemeinsam mit den Kontakt- und Informationsstellen für Selbsthilfe KISSAhr (www.kiss-ahr.de) und Sekis (www.sekis-trier.de) an. Zuletzt wurde eine neue Selbsthilfegruppe zum Thema Depression gegründet, drei weitere Gruppen zu anderen Themenschwerpunkten befinden sich im Aufbau. Seit dem 01.06.2023 ist die Sekis zudem im Rahmen des Projekts „Klappcafé“ in einem DRK-Bus auf Wochenmärkten unterwegs, um neben Kaffee und Kuchen Kontakt mit Betroffenen aufzunehmen und ins Gespräch zu kommen. Weitere Informationen zu den Angeboten finden sich auf der Webseite des Opferbeauftragten: Opferbeauftragter des Landes Rheinland-Pfalz Landesamt für Soziales, Jugend und Versorgung (rlp.de)
Dies sind nur einige Maßnahmen der vielen verfügbaren Hilfsangebote, dennoch reiche das nicht aus, so der Opferbeauftragte: „Die Betroffenen dabei zu unterstützen und ihr Schicksal nicht zu vergessen, ist auch eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Die Solidarität darf nicht abreißen. Von allen Akteurinnen und Akteuren der Wirtschaft, Politik und Gesellschaft – auch wenn sie nicht unmittelbar am Wiederaufbau beteiligt sind – verlange ich besondere Sensibilität und Aufmerksamkeit für die Situation der Menschen aus den flutbetroffenen Regionen.“
Zum zweiten Jahrestag finden am 14. und 15. Juli 2023 verschiedene Gedenkveranstaltungen in den flutbetroffenen Regionen statt, um an die Auswirkungen der Flutkatastrophe zu erinnern und auf die andauernden Herausforderungen bei der Bewältigung des Geschehenen und die individuellen Notsituationen der Betroffenen aufmerksam zu machen.
Der Opferbeauftragte wird an mehreren Veranstaltungen teilnehmen:
14. Juli 2023
16.00 Uhr Einweihungsfeier eines Inklusionsgartens in Müsch
17.00 Uhr Zentrale Gedenkveranstaltung im Kurpark Bad Neuenahr-Ahrweiler
15. Juli 2023
15.15 Uhr Gedenkveranstaltung in Walporzheim
Prozession zur Flutkapelle
Wort-Gottes-Feier und Einsegnung der Kapelle als Erinnerungsstätte durch Bischof Dr. Stephan Ackermann
Treffpunkt an der Weinmanufaktur Walporzheim
17.30 Uhr Gedenkfeier am Gedenkstein auf der Höhe in Ramersbach
19.00 Uhr Feierliche Einsegnung des Gedenksteins in Sinzig am Parkplatz / Hohenstaufenstraße in Sinzig
Auf Wunsch veröffentlicht der Opferbeauftragte eine Gesamtübersicht über die geplanten Gedenkveranstaltungen in den einzelnen flutbetroffenen Ortschaften. Einzelheiten zu den jeweiligen Veranstaltungen sind bei den zuständigen Kommunen und Ortsverwaltungen zu erfragen.
Übersicht über Gedenkveranstaltungen zum zweiten Jahrestag der Flutkatastrophe in Rheinland-Pfalz
14. Juli 2023
Ort | Uhrzeit | Veranstaltung |
Müsch | 16.00 Uhr | Einweihung eines Inklusionsgartens am Spielplatz sowie Einweihung des Spielplatzes im Rahmen einer kleinen Feier mit Musik und Moderation (Könnes Stern TV). Gleichzeitig Einweihung des neuen Spielplatzes. |
Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler | 17.00 Uhr | Zentrale gesamtstädtische Gedenkveranstaltung im Kurpark |
Mayschoß | 17.00 Uhr | Zentraler Gottesdienst in der katholischen Pfarrkirche St. Nikolaus und St. Rochus |
Insul | 18.00 Uhr | Messe in der St. Rochus und Sebastian Kirche, im Anschluss Gedenken der Opfer an der Ahrbrücke |
Schuld | 18.30 Uhr | Ökumenischer Gedenkgottesdienst in der Pfarrkirche |
Sinzig | 19.00 Uhr | Auszeichnung der Sinziger Feuerwehrkameraden mit der Flutmedaille durch Bürgermeister Geron am Kirchplatz im Stadtkern. |
Dernau | 20.00 Uhr | Orgelkonzert mit Impulsen in der Pfarrkirche St. Johannes-Apostel |
15. Juli 2023
Ort | Uhrzeit | Veranstaltung |
Bad Bodendorf | 14.00 Uhr | Ökumenischer Gottesdienst in der St. Sebastianus Kirche mit anschließendem Austausch |
Walporzheim | 15.15 Uhr | Treffpunkt an der Weinmanufaktur Walporzheim (organisiert vom Freundeskreis der Kapelle St. Josef und dem Ortsbeirat) |
15.30 Uhr | Prozession der Teilnehmenden zur Flutkapelle oberhalb der Weinmanufaktur | |
16.00 Uhr | Wort-Gottes-Feier und Einsegnung der Kapelle als Erinnerungsstätte durch Bischof Dr. Stephan Ackermann | |
Außerdem Kleiner Kommers und Grußworte im Hof des ehemaligen Winzervereins Walporzheim | ||
Heimersheim/Ehlingen | 16.00 Uhr | Gemeinsames Gedenken auf dem Heimersheimer Marktplatz Rückschau und Ausblick auf kommende Herausforderungen mit anschließender Möglichkeit der Begegnung |
Heppingen | 16.00 Uhr | Gemeinsames Gedenken im Zelt auf dem Pantaleonsplatz Rückschau und Ausblick auf kommende Herausforderungen mit anschließender Möglichkeit der Begegnung |
Bad Neuenahr | 17.00 – 21.00 Uhr | Gemeinsames Gedenken am Platz an der Linde Rückschau und Ausblick mit Ortsvorsteher Richard Lindner und seinem Stellvertreter David Bongart Offizielle Übergabe des neu gestalteten Platzes an der Linde an die Stadt durch den Ortsbeirat Musikbeiträge, Imbiss und Getränke, Präsentation der OKUJA für Kinder und Jugendliche |
Ahrweiler | 17.00 Uhr | Gedenk-Andacht am Ahrtor-Friedhof Worte zur aktuellen Situation und Status der Wiederaufbaumaßnahmen durch den stellvertretenden Ortsvorsteher Ferdi Heuwagen Ausklang und Austausch bei einem Getränk im Feuerwehrhaus |
Dernau | 17.00 Uhr | Gedenken auf dem Platz zwischen Pfarrkirche und Pfarrhaus |
Lohrsdorf | 17.00 Uhr | Gedenken im Dorfgemeinschaftshaus in den Auen |
Ramersbach | 17.30 Uhr | Kurze Gedenkfeier am Gedenkstein auf der Höhe Im Anschluss Zusammensein bei einem Getränk, insbesondere Bewohnerinnen und Bewohner der Tiny-House-Siedlung sind herzlich willkommen |
Bachem | 18.00 – 21.00 Uhr | Schweigeminute zwischen Leonhardus-Kapelle und Bachemer Backes In der Kapelle werden kurz vor 18.00 Uhr Teelichter zum Gedenken an die Verstorbenen entzündet Kurze Ansprache durch Ortsvorsteher Ulrich Stieber Im Anschluss Dämmerschoppen, Zeit für Gedenken und Erinnerung, Austausch und Gespräche |
Sinzig | 19.00 Uhr | Feierliche Einsegnung des Gedenksteins am Parkplatz / Hohenstaufensraße |